Die Kunst des Abtauchens: Warum Digital Detox mehr als ein Trend ist

Bing. Klingeling. Eine rote Sieben hier, eine blinkende Zwei dort. Ein aufleuchtendes Display, welches über eine neue Nachricht informiert: Die Masse an Informationen, die seit dem Smartphone-Zeitalter auf allen möglichen Wegen täglich auf uns einprasseln, ist enorm hoch. Für etliche zu hoch. Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb, „Digital Detox“ durchzuführen, um dem ständigen Strom von Mitteilungen und Benachrichtigungen eine Weile bewusst zu entkommen. In diesem Artikel befassen wir uns mit der Bedeutung des Abschaltens digitaler Geräte in einer zunehmend vernetzten Gesellschaft.


In einer Epoche, in der unsere Tage von permanenter Verbindung und Online-Präsenz bestimmt sind, wird der Ausdruck „Digital Detox“ zu einem Rettungsanker in einem Ozean von Benachrichtigungen und virtuellen Verpflichtungen. Sowohl im Arbeitsalltag als auch im Privaten wird das „Abschalten“ zur größeren Aufgabe – im übertragenen wie auch im buchstäblichen Sinne. In diesem Beitrag werden wir die Relevanz des Digital Detox insbesondere im Zusammenhang des Arbeitslebens untersuchen und dabei auch Ratschläge für eine erfolgreichere Umsetzung einer zeitweisen Bildschirmabstinenz (oder: eine Verkürzung der Bildschirmnutzung) an die Hand geben.


Immer online – warum das „Abschalten“ so schwer ist


In der modernen Geschäftswelt sind wir fortwährend von digitalen Geräten umgeben. E-Mails, Online-Meetings, Social Media und Projektmanagement-Tools prägen den (Arbeits-) Alltag vieler Menschen. Während diese Technik ohne Zweifel Effizienzsteigerungen mit sich bringen, tendieren sie dazu, eine permanente Verfügbarkeit zu begünstigen, die es schwer macht, sich von der digitalen Welt zu distanzieren.
Die ständige Verbindung mit der Online-Welt kann die Trennlinien zwischen Berufs- und Privatleben verwischen lassen. Abende und Wochenenden werden durch Arbeitsmails und virtuelle Meetings unterbrochen, was zu einer ungesunden Verschmelzung von professionellen und privaten Bereichen führt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gerät ins Wanken – Stress wird für viele zu einem ständigen Begleiter.
Um dem Kreislauf aus ständiger Erreichbarkeit und zunehmendem Druck zu entfliehen, rückt das so genannte Digital Detox in den Fokus. Es handelt sich dabei nicht nur darum, zeitweise den Abschied von digitalen Geräten zu nehmen, sondern vielmehr um die Etablierung eines bewussten und gesunden Verhältnisses zur elektronischen Technologie. Unter digitalem Detox begreift man einen Zeitraum, in dem jemand komplett oder partiell auf die Nutzung digitaler Medien absieht. Das kann Smartphones, Tablets, Computer, Fernsehen und / oder das Internet im Allgemeinen umfassen – Umfang und Dauer sind dabei nicht definiert per Begriffserklärung, sondern obliegen ganz individuell demjenigen, der ein Digital Detox für sich durchführt.

Digital Detox: So wirkt es


Ein Digital Detox kann transformative Auswirkungen haben: Viele Personen, die Erlebnisse damit haben, berichten von einer Steigerung der Work-Life-Balance und dass sich ihr Stresslevel verringert hat – einfach darum, weil wir im Durchschnitt zehn Stunden am Tag am Bildschirmen sitzen und wenn diese wegfällt, wir diese Stunden plötzlich „geschenkt“ bekommen. Wir gewinnen also durch Digital Detox gefühlt sehr viel Zeit. Das wiederum gibt ein Gefühl von höherer Effizienz – man schafft mehr, vor allem mehr wertvolle Tätigkeiten.
Selbstverständlich ist es im Geschäftsleben manchmal nicht realisierbar, die Bildschirmzeit komplett auf null zu senken. Doch auch hier sind es die kleinen Dinge, die eine förderliche Wirkung erzielen, zum Beispiel die Pause bewusst bildschirmfrei zu verbringen oder statt eines Online-Meetings nach Möglichkeit mal wieder einen persönlichen Termin daraus zu machen. Beim Digital Detox handelt es sich nicht um eine komplette Abkehr von der Technik, sondern vor allem um eine bewusste und gesunde Integration in das eigene Leben.
Einen Ruf, den viele Menschen wahrnehmen: Eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigte, dass 41 % der Deutschen sich für das Jahr 2024 eine digitale Pause vorgenommen haben. Im Schnitt wollen die Teilnehmenden eine Woche digital fasten. Für die meisten wäre diese Auszeit von Medien nicht die allererste: 38 % der befragten Deutschen haben schon mal Digital Detox durchgeführt (34 Prozent der Männer, 41 Prozent der Frauen) – die gezielte Auszeit von digitalen Medien ist demgemäß bereits weit verbreitet in der Gesellschaft und nicht bloß Theorie. (https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Vorsaetze-fuer-2024-Weniger-digitale-Geraete-und-mehr-Zeit-fuer-die-Familie-445835.html)


Digital Detox Plan: Mit diesen fünf Tipps wird die Auszeit zum Erfolg


Was einfach klingt, kann in der Realität ganz schön kompliziert sein: Viele Menschen erwischen sich dabei, hunderte Male am Tag einfach aus Gewohnheit ihr Smartphone in die Hand zu nehmen und empfinden regelrechte Panikgefühle, wenn sie mal offline und nicht erreichbar sind. Auch wenn unsere Sinne sich nach Ruhe verlangen, fühlt sich Digital Detox in der Realität möglicherweise erstmal alles andere als gut und erholsam an. Besonders zu Beginn einer Digital Detox Kur fühlen sich Menschen oft leer, sind leichter reizbar und wissen kaum, was mit sich anzufangen. Indikatoren dafür, dass die digitale Entgiftung notwendig ist, weil das Gehirn gar nicht mehr richtig abschalten kann aufgrund der gewohnten, ständigen Reizüberladung.
Um die Sinne zu revitalisieren sowie die Wahrnehmung zu verbessern, muss man durch dieses unschöne Gefühl hindurch, etwas zu verpassen ohne die digitalen Medien. Da diese Angst, die „fear of missing out“, bei einigen Menschen so überwältigend sein kann, ist es nicht unbedingt ratsam, von 100 auf 0 zu gehen, sondern die Bildschirmzeit vielmehr sanft zu reduzieren und den Fokus auf offline Aktivitäten zu lenken, aber nicht von heute auf morgen komplett darauf zu verzichten. Denn dann wird das Digital Detox schnell zu Stress – obwohl es ja exakt das Gegenteil erreichen soll…


Ein effektives und gesundes Digital Detox ist daher mehr als ein bloßes Abschalten der Geräte für eine gewisse Zeit. Die aufgezählten fünf Ratschläge für ein erfolgreiches Digital Detox im Arbeitsleben können helfen, das Beste aus der medienreduzierten Zeit zu gewinnen:


1. Optimierung des Zeitmanagements: Ein effektives Zeitmanagement ist der Schlüssel zum gelungenen Digital Detox. Setzen Sie klare Prioritäten, erstellen Sie Zeitblöcke für bestimmte Aufgaben und halten Sie sich an diese Struktur. Dadurch unterbinden Sie ständige Ablenkungen und schaffen Raum für konzentriertes Arbeiten.

2. Planung digitaler Auszeiten: Ähnlich wie Meetings oder Projekte sollten ebenso digitale Auszeiten fest in den Arbeitskalender integriert werden. Blockieren Sie regelmäßig Zeitfenster, in welchen Sie bewusst auf digitale Geräte verzichten, um sich zu erholen und frische Energie zu tanken. Das betrifft ebenso die Mittagspause!
3. Kontrolle über Benachrichtigungen: Reduzieren Sie die Flut von Benachrichtigungen auf Ihrem Mobiltelefon und Computer. Deaktivieren Sie unwichtige Benachrichtigungen und fokussieren Sie sich auf diejenigen, die für Ihre sofortige Aufmerksamkeit relevant sind. Dadurch verringern Sie Ablenkungen und erhöhen Ihre Produktivität. Der Fokus-Modus auf dem Smartphone kann zudem helfen, vorübergehend alle Mitteilungen stummzuschalten bzw. nur bestimmte Mitteilungen zuzulassen.
4. Handy weg! Erzeugen Sie physische Entfernung zu Ihren digitalen Geräten, besonders außerhalb der Arbeitszeit. Legen Sie das Smartphone beispielsweise in einen anderen Raum. Lassen Sie den Laptop vielleicht bewusst im Büro, anstatt ihn mit nach Hause zu nehmen nach Feierabend.
5. Praktizieren von Achtsamkeit: Achtsamkeit im Umgang mit digitalen Technologien ist entscheidend. Überdenken Sie in regelmäßigen Abständen Ihr Verhalten und erwägen Sie, ob der Einsatz bestimmter Technologien in Wirklichkeit einen Mehrwert bringt. Bewusstes Handeln trägt dazu bei, die Kontrolle über den eigenen Kontakt mit digitalen Medien zurückzugewinnen.


In einer vernetzten Welt ist es unabdingbar, von digitalen Technologien umgeben zu sein, vor allem im beruflichen Rahmen. Dennoch ist es von entscheidender Bedeutung, achtsam mit diesen Technologien umzugehen und sich regelmäßig eine Auszeit zu gönnen. Das Digital Detox im Arbeitsleben ist keine Tendenz, sondern wird in der Zukunft zunehmend eine Notwendigkeit sein, um dauerhaft sowohl beruflich als auch persönlich leistungsfähig und gesund zu sein.

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